Entstehung des Spiels
Die Idee
„Via Romana“ lag grob vereinfacht der Wunsch zugrunde, eine Zusammenführung von zwei sehr beliebten Spielelementen zu schaffen: dem Bau von Strecken auf einem Spielplan und dem Ringen um Mehrheiten auf dem Spielplan. Wir hatten die Vorstellung, dass es darauf ankommt sollte, seine Spielfiguren geschickt so auf Strecken auf dem Spielplan zu platzieren, dass man bei Abschluss einer Strecke als Belohnung Siegpunkte erhält.
Hintergrund des Spiels war dabei übrigens nicht von vorneherein das Römische Reich, sondern ursprünglicher Titel unseres Prototyps war „Western Telegraph“, da es um die Errichtung eines Telegraphennetzes im amerikanischen Westen ging. Da Telegraphen im amerikanischen Westen uns Mitteleuropäern aber nur aus Filmen bekannt sind, während wir von Spuren römischer Kultur umgeben sind, hielt sich die Spielidee nicht sehr lange im Wilden Westen, sondern verlagerte sich in die Römerzeit.
Denn eine gewisse Affinität zum alten Rom hat uns wahrscheinlich schon unser beider Lateinlehrer eingeimpft. Und so war es wohl auch kein Zufall, dass schon „Pecunia non olet“, unser erstes gemeinsames Spiel, diesen Hintergrund hatte. Scheinbar hatten uns die knollennasigen Römer seitdem gefehlt. Schließlich konnten die nicht nur auf der Latrine hocken, sondern mussten sich ums Expandieren ihres Reiches kümmern.
Die Weiterentwicklung
Wir stellten fest, dass das römische Gallien für eine Umsetzung des Spiels am besten geeignet war, da es nicht nur durch „Asterix und Obelix“ vielen vertraut war, sondern sich durch seine annähernd quadratische Form auch am besten mit den spielerischen Anforderungen verbinden ließ. Und so nahm ein Spiel Gestalt an, bei dem die Spieler das römische Straßennetz in Gallien ausbreiten. Wir dachten auch daran, den Städten auf dem Spielplan ihre lateinischen Namen zu geben, stellten aber schnell fest, dass die Römer bei der Benennung neu gegründeter Städte nicht immer überragend kreativ waren, sondern sehr oft einfach den Kaiser als Namensgeber nutzten, was zu allerlei nach Augustus benannten Straßen geführt hätte.
Bei der Weiterentwicklung galt es Anreize für alle Spieler zu schaffen, sich mit ihren Spielfiguren am Bau einer Straße zwischen zwei Städten zu beteiligen, auch wenn es unmöglich sein würde, bei allen Straßen so reichlich mit Spielfiguren vertreten zu sein, dass man dafür Siegpunkte erhalten würde. Als Lösung dafür erwies es sich, den Zugriff auf eine offene Auslage an Karten als Belohnung für die Mitarbeit an einer Straße zu gewähren. So konnten die Spieler selbst entscheiden, bei welcher Straße auf dem Spielplan sie sich so stark am Bau beteiligen, dass sie dafür Siegpunkte erhalten, und bei welcher Straße sie sich für ihre Mitarbeit mit dem Erhalt einiger Karten vom offenen Vorrat begnügen.
Das fertige Spiel
In „Via Romana“ steckte bereits eine längere Entwicklungszeit als wir es im November 2007 beim Internationalen Süddeutschen Spieleautoren-Treffen des Bayerischen Spiele-Archivs Haar e.V. präsentierten. Die dort erhaltenen Anregungen flossen in die weitere Entwicklung des Spiels ein.
Der GOLDSIEBER Verlag nahm das Spiel schließlich unter Vertrag und es folgte in Zusammenarbeit mit dem für GOLDSIEBER tätigen Redakteur Reiner Müller eine Zeit zahlreicher Änderungen und weiterer intensiver Testspiele bis das fertige Spiel auf den Internationalen Spieletagen SPIEL 2008 in Essen präsentiert wurde.
Spielbeschreibung und Spielmaterial
In Via Romana nehmen die Spieler teil am Aufbau des Straßennetzes in den römischen Provinzen Galliens. Durch sorgsam geplante Straßen und mächtige Kastelle verbinden sie die wichtigsten Städte und sichern die römische Vorherrschaft in den neuen Gebieten. Dabei wetteifern sie darum, den größten Anteil am Bau der jeweiligen Straßen zu haben, möglichst bedeutende Städte anzuschließen und mächtige Kastelle zu erbauen.
Durch das Ausspielen von Karten werden Spielsteine auf die Straßen gesetzt. Sind alle Felder von einer Stadt zu einer anderen mit Spielsteinen belegt, wird die Straße gewertet. Der Spieler mit den meisten Spielsteinen darf sich einen der siegpunktbringenden Stadtmarker nehmen, die anderen Spieler dürfen Karten aus der offenen Auslage nachziehen, um so gezielt bestimmte Karten zu erhalten. Kastelle in den Städten erbringen bei Spielende ebenso weitere Siegpunkte wie das Erfüllen von Auftragstafeln mit bestimmten Wertungen.
Taktische Herausforderungen trotz einfacher Spielregeln und eine reichhaltige Ausstattung mit vielen wunderschönen Holzfiguren machen Via Romana zu einem spannenden Familienspiel.
2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, 45 Minuten
Inhalt: 1 Spielplan, 96 Spielsteine, 55 Karten, 4 Spielübersichten, 40 Stadt-Marker, 20 Wegweiser, 5 Auftragstafeln, 1 Legionsadler, 1 Spielregel.
Varianten
Bei der Entwicklung eines Spiels entstehen oft reizvolle Varianten, die aber zumeist keinen Eingang in die Spielanleitung finden, um die Regeln nicht zu umfangreich werden zu lassen. Auf der letzten Seite der Spielanleitung von „Via Romana“ finden sich bereits 2 Expertenregeln. Die folgende Variante kann bei interessierten und erfahrenen Spieler für zusätzlichen Spielspaß sorgen.
Prächtige Provinzen
(Durch diese Variante kommt es zu einer zusätzlichen Schlusswertung, welche den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflussen kann.)
Der Spielplan von „Via Romana“ besteht aus 5 Provinzen in verschiedenen Farben. Bei Spielende zählen alle Spieler für jede Provinz die gewerteten – also die vor den Spielern liegenden – Stadtmarker der Provinz zusammen. Diese Summe ist der Provinzwert. Wer die meisten Stadtmarker einer Provinz gesammelt hat, erhält den Provinzwert als zusätzliche Siegpunkte, bei einem Gleichstand alle am Gleichstand beteiligten Spieler. So werden für alle 5 Provinzen zusätzliche Siegpunkte verteilt.
Beispiel: Spieler Gelb hat 3 Stadtmarker der blauen Provinz gesammelt, Spieler Grün 2 und Spieler Rot 1. Insgesamt wurden also 6 Stadtmarker der blauen Provinz gesammelt – dieser Provinzwert ist daher 6. Spieler Gelb erhält 6 zusätzliche Siegpunkte.
Rezensionen zum Spiel
RATGEBERSPIEL.DE “Das Spiel an sich ist sehr einfach und kann schnell erklärt werden, trotzdem beinhaltet es einige strategische Elemente. […] Das Spiel besticht durch seine einfachen Regeln und eine gut geschriebene Spielanleitung. Damit ist Via Romana ein ideales Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler.”
SPIELKULT.DE “Via Romana ist ein einfach zu erlernendes strategisches Familienspiel, bei dem es darauf ankommt, durch geschicktes Ausspielen von Handkarten Mehrheiten zu erlangen. […] Unsere Grundschulkinder fanden sich im Spiel mit den Erwachsenen schnell ins Regelwerk ein und erzielten bald eigene Erfolgserlebnisse. Insgesamt halte ich Via Romana für ein gelungenes Einsteiger-Strategiespiel für Familien.”
REICH DER SPIELE.DE “Via Romana ist ein schönes und stimmiges Mehrheitenspiel. […] Unabhängig davon ist Via Romana ein sehr schönes Spiel sowohl für Familien als auch für Spieleinsteiger. Dazu trägt die gut formulierte, illustrierte und verständlich geschriebene Spielregel einen wichtigen Teil bei.”
HALL9000.DE “Der Spielplan, das Material, die Spielkarten, alles ist sehr ansprechend gemacht, motiviert zum Spielen und ist den einzelnen Spielern schnell zugeordnet. […] Ich finde Via Romana gelungen, aufgrund seiner Leicht-Spielbarkeit hat man einen schnellen Einstieg und die kurze Spieldauer lädt zu neuen Partien ein! Wie gesagt: Kein “großes” Spiel, aber gut gemacht und Spielfreude verbreitend. Was will man mehr!”
LUDOVERSUM.DE “Via Romana ist ein friedliches Mehrheiten-und-Karten-Optimier-Spiel zum Thema Straßenbau. Für Familien sehr empfehlenswert, mit einer angemessenen Spieldauer. Strategisch überfordert wird in Via Romana niemand, nicht mal ein Gallier. Die spinnen, die Römer!”
Wissenswertes zum Straßenbau im Römischen Reich
Ihre umfangreichen Kenntnisse im Straßenbau hatten die Römer von den Etruskern übernommen. Der Zweck des Straßenbaus für die Römer lag vor allem darin, eine schnelle Truppenverlegung zu jeder Jahreszeit und Witterung zu ermöglichen. Deshalb bauten die Römer ihre Straßen teilweise auch an Städten vorbei, wenn diese keine militärische Bedeutung hatten. Begleitend zu den Straßen errichteten sie Kastelle.
Es gab bei den Römern 4 verschiedene Arten von Straßen: Die Staatsstraßen via publica wurden von der römischen Verwaltung errichtet, die Heerstraßen via militaris vom Militär, die Provinzstraßen via vicinalis von den Statthaltern der Provinzen, während die Privatstraßen via privata Verbindungen zwischen Gutshöfen herstellten.
Um einen möglichst geraden Straßenverlauf zu erreichen, wurden Hügel eingeschnitten, kleine Seitentäler mit Dämmen oder Viadukten überquert, Senkungen aufgeschüttet, Brücken gebaut und sogar Tunnel gegraben. Vor dem Bau der Straße wurde die Gegend in einer Breite von 60 Metern auf jeder Seite gerodet, um späteren Angriffen aus dem Hinterhalt vorzubeugen.
Beim Bau der Straße wurde zuerst der Boden bis zum festen Untergrund abgetragen. Vor allem bei sumpfigem Gelände wurde darauf eine Konstruktion aus Holzpfählen angebracht. Als Unterbau diente gestampfter Lehm, auf welchen 3 weitere Schichten folgten: Das statumen, das Fundament von etwa 30 bis 60 Zentimetern Höhe, bestand aus Blöcken von Kalkstein und Mörtel. Darüber folgte der rudus oder ruderatio, eine 25 Zentimeter starke Schicht aus etwa faustgrossen Kieselsteinen und Mörtel. Der nucleus, die oberste, 30 bis 50 Zentimeter dicke Schicht, bestand aus nussgrossen Kieselsteinen. Der etwa 20 bis 30 Zentimeter dicke Straßenbelag, die summa crusta, war je nach Zweck der Straße aus Kies, Sand oder Pflaster.
An der Art der Straßendecke konnte man die Wichtigkeit einer Straße erkennen. Es gab – hauptsächlich in Italien – die via silice strata, Straßen mit einer Pflasterung aus Kopfstein oder Steinplatten, und die via glarea strata, Straßen mit einer Deckschicht aus gestampftem Kies oder Sand, die in den weniger verkehrsreichen Provinzen anzutreffen waren. Insbesondere die Fernstraßen wurden unter Gaius Iulius Caesar in seiner Zeit als Proconsul in Gallien mit Steinpflasterung versehen.
Die Straßen waren zur Mitte hin nach oben gewölbt, damit das Regenwasser abfliessen konnte. Manche Straßen hatten auch Gehwege aus Lehm am Straßenrand. Neben der Straße wurden meist Entwässerungsgräben und Erdwälle für eine bessere Verteidigung ausgehoben. Im Abstand einer römischen Meile (etwa 1,48 Kilometer) setzten die Römer Meilensteine, auf welchen die Entfernung zur nächsten Stadt sowie der Name des Erbauers angegeben war.