Entstehung des Spiels
Es war ein Computerspiel, das vor vielen Jahren den Grundstein zu Langfinger legte. They Stole a Million hieß das faszinierende Spiel um gut geplante Einbrüche, welches unseren C64 zum Glühen brachte. So manche Nacht tüpfelten wir daran, wie man mit ausgebufften Ganoven und ausgeklügelter Taktik den perfekten Bruch in der Kunstgalerie oder beim Juwelenhändler machen könnte. Unser C64 ist längst anderen Computern und Spielkonsolen gewichen, aber They Stole a Million haben wir noch immer in bester Erinnerung. Kein Wunder also, dass irgendwann die Idee reifte, ein Brettspiel mit diesem Thema zu entwickeln.
“Du bist doch Staatsanwalt, mach’ doch mal ein Spiel über einen Gerichtsprozess !” Eine Aussage, die Knut nicht nur einmal gehört hat. Barbara Salesch sei Dank sind Gerichtsprozesse wohl Teil unserer Unterhaltungskultur geworden. Aber ein Spiel darüber ? Das ist bisher nicht gelungen, mag es an der Banalität vieler Abläufe in einem Strafverfahren einerseits und der Komplexität mancher Geschehnisse andererseits liegen, welche sich nicht spannungs- und abwechslungsreich in einem Spiel vereinen lassen. Also lieber ein Spiel über das, was einer Gerichtsverhandlung vorangeht.
Einen Einbruch am Computer zu planen stellte sich dabei als einfacher da, als ein Gesellschaftsspiel über Einbrüche zu entwickeln. Den Einbruch Schritt für Schritt zu planen – so wie es in They Stole a Million geschieht -, stellte sich in einem Brettspiel als eher langatmig und verwaltungsintensiv heraus. Also entschieden wir uns nach dem Experimentieren mit vielen Versionen des Spiels, das Spielgeschehen um die Wahl der richtigen Aktion zum richtigen Zeitpunkt herum aufzubauen. Entscheidungen wie “Soll ich mir zuerst neue Werkzeuge holen oder zuerst einen Bruch machen, auch wenn dann schon ein Mitspieler die besten Werkzeuge geholt haben wird ?” sollten das Spiel prägen.
Schließlich hatten wir ein Spiel, dass unseren Testspielern sehr gut gefiel und das wir als Langfinger – Verbrechen lohnt sich wieder vorzeigen konnten.
Auf dem Spieleautorentreffen in Göttingen im Juni 2008 zeigte sich unter anderem André Bronswijk vom Pegasus- Verlag an Langfinger interessiert. Schnell stellten wir fest, dass große Gemeinsamkeiten in unseren Vorstellungen bestanden, so dass die Entscheidung zur gemeinsamen Umsetzung von Langfinger leicht fiel. Mit Claus Stephan beauftragte der Pegasus- Verlag einen erfahrenen Illustrator, der dem Spiel seinen grafischen Stempel aufdrückte, so dass es im Oktober 2009 auf der SPIEL in Essen vom Pegasus- Verlag der interessierten Spieleöffentlichkeit präsentiert werden konnte. Einige Zeit später veröffentlichte ein russischer Verlag eine Version in russischer Sprache.
Die Neuauflage 2017
Im Jahr 2017 veröffentlichte der japanische Spieleverlag SNE Group eine Neuauflage unter dem Titel „Grim Reaper“. Dabei wurde in Zusammenarbeit mit dem Verlag das Spielthema von uns neu gefasst und die Grafik des Spiels im in Japan beliebten Manga-Stil neu gestaltet: Nunmehr durchstreifen die Spieler als Zauberer ein mystisches Land und jagen mit ihren Zaubersprüchen böse Geister und Dämonen. Außerdem wurde der Spielablauf von uns um neue Handlungsorte und Karten mit besonderen Aktionen erweitert.
Spielbeschreibung und Spielmaterial
Langsam bricht die Nacht über der Stadt herein, doch nicht alle Bewohner schlafen. Im Schutze der Dunkelheit sind einige Gauner unterwegs, um heute ihren großen Coup zu landen. Schlüpfen Sie in die Rolle eines dieser Gauner, und begeben Sie sich auf die Jagd nach Gold und Kunstschätzen. Machen Sie mit geschickter Planung fette Beute, aber verpassen Sie nicht den richtigen Zeitpunkt, Ihre Beute beim Hehler zu versilbern!
2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren, 20 bis 30 Minuten.
Inhalt: 1 Spielplan, 5 Gaunerfiguren, 5 Gaunersteine, 5 Gaunerkarten, 60 Werkzeugkarten, 30 Beutekarten, 14 Hehlerkarten, 1 Startspielerkarte, 2 Spielanleitungen (deutsch/ englisch)
Varianten
Bei der Entwicklung eines Spiels entstehen oft reizvolle Varianten, die aber zumeist keinen Eingang in die Spielanleitung finden, um die Regeln nicht zu umfangreich werden zu lassen. Die folgende Variante kann bei interessierten und erfahrenen Spieler für zusätzlichen Spielspaß sorgen.
Polizisten- Polka
(Bei dieser Variante wird immer ein Ort auf dem Spielplan durch einen Polizisten blockiert. Trickreiche Spieler werden den Polizisten einsetzen, um die Mitspieler zu ärgern.)
Für diese Variante wird ein beliebiger Gegenstand benötigt, der den Polizisten darstellt (beim Spiel mit weniger als 5 Mitspielern kann eine nicht benötigte Gaunerfigur verwendet werden). Der Polizist wird bei Spielbeginn auf den Hafen (5) gestellt.
Der Polizist wird jedes Mal reihum in den jeweils nächsten Ort gestellt, wenn eine solche Werkzeugkarte auf den Ablagestapel gelegt wird, auf der genau dasselbe Werkzeug abgebildet ist wie auf der obersten Werkzeugkarte des Ablagestapels. Dadurch wandert der Polizist während des Spiels durch die Orte auf dem Spielplan. Legt ein Spieler in seinem Zug mehrere Werkzeugkarten auf einmal auf den Ablagestapel, so bestimmt er die Reihenfolge der abgelegten Karten – auf diese Weise kann der Polizist auch mehrere Orte auf einmal weitergezogen werden.
Gaunersteine dürfen in Phase A (Gaunersteine einsetzen) in alle Orte gesetzt werden, auch in den Ort, in welchem der Polizist gerade steht. Allerdings wird in Phase B (Aktionen ausführen) jeder Ort, in welchem gerade der Polizist steht, übersprungen und die Aktion dieses Ortes nicht ausgeführt.
Rezensionen zum Spiel
REICH DER SPIELE.COM „Kleine, schnittige Karten- und Brettspiele werden immer ihre uneingeschränkte Daseinsberechtigung haben, besonders wenn sie so hübsch aufgemacht und gut sind wie Langfinger. Das Spiel ist von seinem Thema her zwar alles andere als politisch korrekt oder ethisch wertvoll, aber im Ablauf derart schmissig und stimmungsvoll, dass es eine wahre Freude ist.“
BRETTSPIELOASE.DE „Das Spiel bietet von allem etwas: ein wenig Planung, eine bisschen Glück und ein kleines Stück Zocken und Ärgern. […] Kurzweiliger, kompakter Spielspaß in kleiner Schachtel! Diese Spiel sollte man nicht links liegen lassen und gut gesichert im heimischen Spielregal aufbewahren.“
HALL9000.DE “Der Spielablauf ist recht einfach: Werkzeuge sammeln, Beute machen, Beute verhökern. Das klingt zunächst banal, ist es aber in der Tat dann doch nicht. […] Kurzum: Dieses flotte Gauner-Spielchen vermag wirklich gut zu unterhalten, vor allem auch zu zweit.”
SPIELE-AKADEMIE “Langfinger ist ein intelligent konzipiertes Spiel für zwischendurch. Für die jüngeren Spieler unter uns ist es gut verständlich und kann in einer Runde mit Kindern sehr gut eingesetzt werden.
WELTENSICHT.DE “Langfinger ist schnell aufgebaut, schnell erklärt und meist auch schnell gespielt. Aber trotzdem sind viele Entscheidungen zu treffen. […] Langfinger ist in meinen Augen für Spielerunden ein willkommener Absacker, aber gerade auch für Familien eine gute Wahl.“