Entstehung und Hintergrund des Spiels
Es gibt Spiele, die ihren Reiz aus der direkten Interaktion zwischen den Spielern beziehen. Meist sind es Spiele mit kurzer Spieldauer, oft Kartenspiele, wohl weil man das Gefühl hat, dass zu viel Interaktion sich nicht mit Spielen verträgt, bei denen sich etwas aufbaut. Umgekehrt sind Spiele, bei denen die Spieler Zug um Zug einen Fortschritt erfahren, meist frei von direkten Einflussnahmemöglichkeiten durch andere Spieler.
Wir hatten schon länger an einer Spielidee getüftelt, bei welcher die Spieler zwar sammeln und sich fortentwickeln, ihre Errungenschaften im Spiel aber nicht in Stein gemeißelt sind, sondern alle Spieler um einen begrenzen Raum streiten, der mal von dem einen, mal von dem anderen Spieler beherrscht wird.
Nachdem unsere Testspieler sich längere Zeit einen Wettstreit beim Bau eines mittelalterlichen Doms geliefert hatten, lasen wir von der bevorstehenden Veröffentlichung von „Die Säulen der Erde“, dem großartigen Spiel von Michael Rieneck und Stefan Stadler um den Bau einer Kathedrale nach der Romanvorlage von Ken Follett. Auch wenn unser Prototyp „Die Dombauer“ und „Die Säulen der Erde“ zwei ganz unterschiedliche Spiele waren, erschien uns doch die (Spiele-)Welt als zu klein für zwei Spiele zum Kirchenbau im Mittelalter.
Bei der folgenden Recherche nach einem anderen passenden Setting für unsere Spielidee kamen wir auf die Königin von Saba, der man einen geradezu sprichwörtlichen Reichtum nachsagte. Tatsächlich ist für das 9. Jahrhundert v. Chr. das Königreich Saba belegt, welches im heutigen Jemen lag, die Existenz einer Königin ist jedoch nicht überliefert. Allerdings erwähnt die Bibel ihren Besuch am Hof König Salomos und auch der Koran, der Talmud und das Kebra Negast aus Äthiopien geben Hinweise auf eine Königin von Saba, die auch Bilqîs oder Makeda genannt wird. Die Sabäer entwickelten sich zur führenden Handelsmacht der arabischen Welt und galten als reichstes Volk ihrer Zeit. Ihre Hauptstadt Marib war ein wichtiger Knotenpunkt verschiedener Karawanenstraßen, unter ihnen die Weihrauchstraße. Außer Weihrauch und Myrrhe, auf welche die Sabäer das Monopol hielten, wurden Seide, Gewürze, Salz, Gold und Elfenbein gehandelt. Mit dem Reichtum der Sabäer war es vorbei, als der Handel über die Weihrauchstraße versiegte. Und mit ihm schwand auch das Wissen der Menschen über die geheimnisvolle Königin von Saba.
Dieser Gegensatz zwischen Legende und historischer Wahrheit interessierte uns und war ein reizvoller Hintergrund für unsere Spielidee. Schnell stellte sich heraus, dass der Wettstreit um den Bau des Palastes der Königin sich als Bühne anbot, um allen Spielern ein Ziel zu geben, an dem alle gemeinsam arbeiten, aber dabei in Konkurrenz zueinander stehen. Christian Fiore hatte die Idee, den Palast als echtes dreidimensionales Spielelement aufzunehmen, der durch die Aktionen der Spieler tatsächlich weitergebaut wird und in der Spielplanmitte wächst, aber auch durch die darauf wechselnd platzierten Spielfiguren den aktuellen Spielstand anzeigt.
Der Goldsieber Verlag, dem wir die Spielidee vorstellten, weil wir aus der vorherigen Zusammenarbeit mit „Die Säulen von Venedig“ wussten, dass der Verlag keine Scheu vor aufwändigerem Spielmaterial hat, fand den dreidimensionalen Palast und das sich darum entwickelnde Spielgeschehen reizvoll und so wurde nach mehrjähriger Entwicklungszeit „Saba – Palast der Königin“ im Oktober 2007 auf der SPIEL in Essen als neues Brettspiel des Goldsieber Verlages der Öffentlichkeit präsentiert.
Spielbeschreibung und Spielmaterial
Saba – die Perle der Wüste, sagenumwobenes Reich im Orient. Eines Tages werden Sie an den Hof der geheimnisvollen Königin von Saba gerufen. Als einer ihrer Berater sollen Sie ihr einen Palast von einzigartiger Pracht erschaffen. Sorgen Sie klug für Nachschub an Baustoffen, lassen Sie aus Alabaster und Ebenholz den vollkommenen Palast entstehen und setzen Sie sich geschickt gegen Ihre Konkurrenten durch. Denn nur den Besten ihrer Berater wird die Königin als neuen Großwesir an ihre Seite berufen.
Mit Rohstoffen aus dem Hafen bauen die Spieler den Palast der Königin von Saba aus und setzen als Zeichen ihrer Tätigkeit Spielfiguren auf die Dächer des Palastes. Wer den Palast weiter ausbaut, darf andere Spielfiguren durch eigene ersetzen. Gewonnen hat, wer am Ende des Spiels mit den meisten Spielfiguren auf den Dächern des Palastes steht.
2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren, 45 bis 75 Minuten
Inhalt: 1 Spielplan, 1 großer Palast aus 9 Teilen, 24 Palastausbauten (Torbögen, Brunnen, Säulen), 32 Beraterfiguren, 20 Serailmarker, 60 Rohstoffe, 80 Karten, 1 Wesirfigur, 8 Stellfüße, 1 Spielregel.
Spielvarianten
Auf der letzten Seite der Spielanleitung finden sich 3 Profiregeln, welche für zusätzlichen Spielspaß für erfahrene Spieler sorgen.